Kultur in Madagaskar

Totenumbettung – die Rückkehr der Ahnen und das Familiengrab

Der Begriff Heimat ist für Madagassen mit dem Familiengrab oder Fasan-drazana verbunden. Wo das Familiengrab ist, da ist die Heimat. Diese Heimat liegt oft abseits der Großstadt auf dem Land. Es wird viel Wert darauf gelegt, dass man im Familiengrab begraben wird. Es gibt bei den Madagassen kein schlimmeres Unglück, als vom Familiengrab verbannt zu sein. Einem Familienmitglied, das gegen Familienregeln verstoßen hat, kann dies geschehen.

Die Bedeutung der Ahnen und des Familiengrabs

Verbannte Familienmitglieder haben nicht das Privileg, regelmäßig mit neuen Seidentüchern eingewickelt zu werden – das Privileg der Ahnen. Die Totenumbettung ist ein zentraler Punkt der madagassischen „Weltanschauung“. Die gesamte Existenz wird in Beziehung zu den Ahnen gesetzt.

In jedem Haus gibt es die „Zorofirarazana“ oder die Ahnenecke. Auf die Frage, von wo man stammt, wird immer stolz das Ahnendorf mit dem Ahnengrab erwähnt. Gleichzeitig ist damit auch eine weitere existenzielle Frage geklärt: „Wohin geht man?“. Im Ahnengrab und Ahnensein sehen die Madagassen die Ewigkeit. Vergangenheit und Zukunft treffen sich im Familiengrab. Der Umgang mit den Ahnen und dem Ahnengrab wird als wichtigste Angelegenheit des Daseins eingestuft.

Das Ritual der Totenumbettung

Die Madagassen zelebrieren die Totenumbettung, um ihre Ahnen zu feiern. Wie oft dieses Fest stattfindet, bleibt jeder Familie überlassen. Wenn die verstorbenen Eltern einem Familienmitglied im Traum erscheinen und ihm sagen „uns ist kalt“, so ist dies mit einem Aufruf zur Totenumbettung gleichzusetzen.

Der Familienastrologe wird befragt, um die besten Tage für eine Totenumbettung festzulegen. Oft findet sie aus praktischen Gründen in der Trockenzeit statt. Über die Ausgaben und die Zahl der Gäste während der Feier entscheidet die ganze Familie.

Der Ablauf einer Totenumbettung

Wenn alle Gäste versammelt sind, geht man zusammen mit Musikern vom Familiendorf zum Familiengrab. Neue Leichentücher und Matten werden mitgenommen. Unterwegs wird gesungen und getanzt. Das Familiengrab liegt nicht weit vom Dorf entfernt.

Am Grab müssen alle zunächst sieben Mal ums Grab gehen. Dann ergreift der Familienälteste das Wort. Er kündigt den Ahnen das Kommen der ganzen Familie an. Dann wird das Grab geöffnet. Die Gebeine werden herausgeholt, auf die mitgebrachten Matten gelegt und in neue Leichentücher eingewickelt. In diesem Moment sind alle Nachkommen der im Grab beigesetzten Ahnen zu dem sogenannten „Tanz mit den Ahnen“ eingeladen.

Die verstorbenen Ehefrauen bzw. Mütter nimmt man in die Hände und die verstorbenen Ehemänner bzw. Väter nimmt man auf die Schulter. Mit Musik werden die in neue Leichentücher gewickelten Ahnen zurück zum Familiendorf gebracht. Die Ahnen müssen ab und zu ihr altes Dorf erblicken.

Je nach verfügbarer Zeit und finanzieller Möglichkeiten halten sich die Ahnen ein bis drei Tage im Dorf auf. Dann werden sie ins Grab zurückgebracht. Die Matten, auf denen die Ahnen lagen, sind bei kinderlosen Frauen äußerst begehrt. Ein unter dem Bett aufgehobener Teil dieser Matten ist fruchtbarkeitsfördernd.

Nach einer Totenumbettung fährt die ganze Familie mit dem guten Gefühl nach Hause, den Ahnen gegenüber die wichtigste Pflicht erfüllt zu haben. Das Fest bietet auch die Gelegenheit, sich mit der großen Familie zu treffen. Man ist für die Zukunft sehr zuversichtlich, weil man weiß, dass man den Segen der Ahnen mit sich trägt.

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